Unabhängig von Leitungswasser 

Utopie oder notwendige Entwicklung?

In Deutschland ist es selbstverständlich, den Hahn aufzudrehen und unbegrenzt auf kostengünstiges Trinkwasser zuzugreifen. Doch wird das für immer so bleiben? Experten verneinen und raten dazu, sich auch in unseren Breitengraden mit dem Thema Wassernutzung auseinanderzusetzen.

Die gute Nachricht: Es gibt bereits erprobte Technologien für einen effektiveren und umweltfreundlicheren Umgang mit Wasser. Sogar die Unabhängigkeit von Leitungswasser ist unter gewissen Bedingungen möglich.

Es liegt an uns, die Wasserwende zu vollziehen!

Die wichtigsten Gründe für die Wasserwende

Nachhaltiges, kreislauffähiges Wasser-Management

  • hilft, das Grundwasser zu schonen bzw. zu regenerieren
  • entlastet die Trinkwassernetze
  • spart große Mengen an CO2-Emissionen, da energiefressende Kläranlagen entlastet werden
  • macht Menschen unabhängiger vom Trinkwassernetz
  • spart Kosten
  • ist langfristig unverzichtbar für Klima, Umwelt und Gesellschaft!
Was können wir heute schon tun, um uns unabhängiger von Leitungswasser zu machen und das Grundwasser zu schonen?
  • Regenwasser speichern und breiter nutzen
  • Grauwasser recyceln und für Haus und Garten wiederverwenden
  • Niederschlagswasser von Dächern und Plätzen nicht über die Kanalisation entsorgen, sondern naturnah versickern lassen
Erprobte Wasserlösungen für Privathaushalte und Großprojekte

Immer ausreichend Wasser für öffentliche Gebäude, Wohnen, Industrie und Gewerbe


Regenwasser innovativer denken

Wofür?

  • Regenwasser zu Trinkwasser aufbereiten
  • im Haushalt für Waschmaschine, Toilettenspülung oder Reinigung nutzen
  • in der Produktion, etwa zum Kühlen von Prozessen verwenden
  • in öffentlichen Sanitärbereichen nutzen

Wie?

  • Regenwasser von Dächern wird in schadstofffreien, 100 % recycelbaren Erdtanks oder Zisternen aus Kunststoff gespeichert.
  • Das gesammelte Regenwasser wird von einem vollbiologischen Filter für nicht trinkwasserbezogene Zwecke, zum Beispiel für die Waschmaschine, Toilettenspülung aufbereitet.
  • Das gesammelte und gefilterte Regenwasser wird in chemiefreien Trinkwasseraufbereitungsanlagen zu Trinkwasser aufbereitet und mittels UV desinfiziert.

Grauwasser recyceln

Wofür?

  • Recyceltes Grauwasser für Toilettenspülung
  • für die Waschmaschine
  • für Reinigungszwecke
  • für die Außenbewässerung

Wie?

  • Wasser aus Waschbecken, Wanne und Dusche wird in schadstofffreien, 100 % recycelbaren Kunststoff-Tanks gesammelt.
  • Das gesammelte Grauwasser wird stufenweise vollbiologisch aufbereitet und durch einen Membranfilter vollständig gereinigt.
  • Das recycelte Wasser wird zu den entsprechenden Stellen im Haus gepumpt, etwa WC oder Waschmaschine.

Grauwasser-Anlagen sind mit Wärmerückgewinnung kombinierbar.

Eine kombinierte Regenwasser-Grauwasser-Anlage kann für die Autarkie eines Einfamilienhauses sorgen. Der Trinkwasser-Anschluss- und Benutzungszwang spricht jedoch dagegen.


Herausforderungen
  • Grauwasser- und Regenwasser-Technologien sind bei Architekten und Planern kaum bekannt.
  • Grauwasser-Anlagen müssen bei Neubauten im Vorfeld geplant werden, da ein getrenntes Leitungsnetz nötig ist.
  • Die Nachrüstung von Grauwasserleitungen ist im Grunde nur bei Kernsanierungen möglich, ein späterer Einbau ist sehr aufwändig und kostspielig.
  • Grauwasser-Anlagen sind bisher vor allem in Mehrfamilienhäusern rentabel. Bei kleineren Anlagen sind die Energiekosten – im Vergleich zu den größeren Anlagen – noch etwas höher, daher ist eine Kombination mit Photovoltaik sinnvoll.

Fazit?

Die Wasserwende ist nötig und möglich!

Von wegen Utopie: Technologien für Grau- und Regenwasser-Nutzung sind bereits seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz. Durch die Kombination von Regenwasser- und Grauwasser-Anlagen können Menschen weitestgehend unabhängig vom Trinkwassernetz werden.

Der Anreiz, diese Technologien in Deutschland zu nutzen, ist derzeit allerdings relativ gering: Aus unseren Wasserhähnen fließt zuverlässig Leitungswasser. Es ist jedoch nicht sicher, ob dies in Zukunft so bleiben wird. Der Grundwasserspiegel sinkt und die konventionelle Wasserversorgung ist aufwendig sowie ressourcenintensiv.

Darum sollten wir die Wasserwende jetzt angehen und Neubauten mit Wassermanagement-Anlagen ausstatten. Zumindest aber sollten wir neue oder zu sanierende Gebäude mit entsprechenden Leitungen versehen. So sind wir vorbereitet, wenn uns eines Tages möglicherweise weniger Leitungswasser zur Verfügung steht.

Quellen:

https://www.n-tv.de/wissen/Grundwasser-weltweit-schwindet-rapide-article24688226.html

Grundwasser-Atlas: Wo in Deutschland die Wasserspiegel sinken – correctiv.org

https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/wassernutzung-privater-haushalte#deutschlands-wasserfussabdruck

https://www.umweltbundesamt.de/daten/wasser/wasserressourcen-ihre-nutzung#wassernachfrage

https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser

https://www.co2online.de/service/klima-orakel/beitrag/klima-schuetzen-durch-wassersparen-8750/

https://www.ufz.de/index.php?de=37937