Cradle to Cradle Congress 2025: Impulse für eine zirkuläre Zukunft

Cradle to Cradle Congress 2025:
Impulse für eine zirkuläre Zukunft
Wir waren dabei

Unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Steffi Lemke versammelten sich am 13. und 14. März 2025 rund 80 Speaker*innen und etwa 1.000 Teilnehmende aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an der TU Berlin zum 9. Internationalen Cradle to Cradle Congress. Wir von GreenLife waren als Impact Partner der Cradle to Cradle NGO mittendrin, um neues Wissen zu erlangen, uns auszutauschen und uns mit an+deren Akteuren zu vernetzen.

C2C Congress 2025 – Dr. Eckart von Hirschhausen © Jan Kulke

Inspirierende Impulse zu Eröffnung

In seiner Eröffnungsrede verknüpfte Dr. Eckart von Hirschhausen die Prinzipien von Cradle to Cradle (C2C) mit Gesundheits- und Umweltthemen. Er hob hervor, dass langlebige Materialien nicht immer von Vorteil seien – besonders am Beispiel von Reifenabrieb, dessen Feinstaub tief in den Körper eindringt und gesundheitsschädlich ist. Er plädierte unter anderem dafür, Materialien so zu designen, dass sie biologisch abbaubar sind. 

Prof. Dr. Michael Braungart, einer der Begründer des C2C-Prinzips, betonte, dass es nicht nur darum gehe, weniger schädlich zu sein, sondern vielmehr darum, einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen. „Cradle to Cradle ist das einzige Konzept, das den Menschen willkommen heißt“, so Braungart. Es geht nicht nur darum, Kreislaufwirtschaft zu fördern, sondern eine Wirtschaft zu gestalten, die auch anderen Lebewesen zugutekommt. Design sollte so konzipiert sein, dass menschliches Handeln einen positiven Beitrag leistet und unser Wirken die Umwelt bereichert.

Das erste Panel diskutierte, wie C2C helfen kann, Biodiversität zu schützen. Dr. Sonja Stuchtey von der Landbanking Group betonte: „Biodiversität, Natur und Cradle to Cradle sind intrinsisch miteinander verknüpft.“ Die Teilnehmenden der Diskussionsrunde forderten eine Neudefinition von Wachstum und ein Umdenken in der Nutzung von Rohstoffen.

Die TU Berlin als Gastgeberin spielt eine zentrale Rolle in der Forschung zu C2C. Studierende stellten Projekte vor, darunter das „Product as a Service“-Modell, das die Nutzung von Produkten anstelle von Besitz fördert. Ein weiteres Thema war die nachhaltige Modeindustrie und die Diskrepanz zwischen nachhaltiger Kaufabsicht und realem Konsumverhalten.

C2C Congress 2025 – Michael Braungart ©Jan Kulke

C2C im Bauwesen: Ressourcenschonendes Bauen

Dagmar Fritz-Kramer von Baufritz erklärte in einer interessanten Keynote, wie ihr Unternehmen bereits seit Jahrzehnten Cradle to Cradle-Prinzipien im Holzbau umsetzt. Sie betonte die Bedeutung von Materialien, die leicht wiederverwendbar sind.

Im dazugehörigen Panel sprach Dr. Peter Mösle von Drees & Sommer SE über den digitalen Gebäuderessourcenpass als essenzielles Instrument für zirkuläres Bauen. „Nur mit einem einheitlichen Standard können wir Cradle to Cradle im Bausektor flächendeckend umsetzen“, so Mösle.

Wilhelm Mauß von Lorenz zeigte, wie Wasserzähler durch ein zirkuläres System mehrfach genutzt werden können. Gabriele Willems vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW forderte eine verstärkte Wiederverwertung von Baumaterialien und berichtete von der Einführung einer Materialbörse in Nordrhein-Westfalen.

Sebastian Schels von Ratisbona Handelsimmobilien erklärte, dass zirkuläres Bauen nicht zwingend teurer sein muss. „Wir nutzen Abfallmaterialien intelligent, was nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.“

Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie als Hebel für C2C

Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, betonte in ihrer Keynote die zentrale Rolle der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Für Deutschland als rohstoffarmes Land sei Kreislaufwirtschaft essenziell, um wirtschaftliche und ökologische Resilienz zu sichern. Die NKWS sei ein wichtiger Schritt, aber ihre Umsetzung müsse ambitioniert vorangetrieben werden.

Im anschließenden Panel forderten Wirtschaftsvertreter eine stärkere Fokussierung auf die Qualität von Rezyklaten und eine gezielte Produktgestaltung für den zirkulären Einsatz. Lars Baumgürtel (ZINQ Group) kritisierte, dass die Strategie hinter der EU-Ökodesign-Verordnung zurückbleibe. Herwart Wilms (Remondis) verwies darauf, dass eine funktionierende Kreislaufwirtschaft nicht mit Abfallentsorgung, sondern mit gut gestalteten Produkten beginne.

Sebastian Schwanhäußer (Schwanhäußer Industrie Holding) erläuterte, dass eine transparente Materialkennzeichnung – etwa durch NFC-Chips – notwendig sei, um langfristige Recyclingfähigkeit zu gewährleisten. Kerstin Erbe (Geschäftsführerin dm) schlug eine Einspeisevergütung für Rezyklate vor, um Anreize für den verstärkten Einsatz von Sekundärmaterialien zu schaffen.

C2C Congress 2025 – Einblicke in die C2C Baupraxis ©Jan Kulke

Kommunen als Treiber der Transformation

Mehrere Städte und Gemeinden berichteten von ihrer Arbeit als Reallabore für C2C. Bottrop zeigte, wie es durch energieeffizienten Stadtumbau die CO₂-Emissionen in nur zehn Jahren um 50 % reduzieren konnte.

Die Stadt Neustadt an der Weinstraße plant, die Landesgartenschau 2027 nach Cradle to Cradle-Kriterien zu organisieren. „Wir sehen dies als Reallabor für zirkuläre Wertschöpfung“, so Lisa Niederhaus, die das Projekt leitet.

C2C NGO-Vorständin Nora Sophie Griefahn betonte die Bedeutung von Kooperation für eine erfolgreiche Transformation. Bestehende Ansätze aus Umweltschutz und Ressourcennutzung sollten genutzt und weiterentwickelt werden, anstatt von Grund auf neu zu beginnen.

Elwyn Grainger-Jones, Geschäftsführer des Cradle to Cradle Products Innovation Institute, unterstrich die Notwendigkeit, sektorübergreifend zusammenzuarbeiten. Er verwies auf konkurrierende Zertifikate, die jeweils nur Teilaspekte der Nachhaltigkeit abdeckten, und betonte, dass der Cradle to Cradle Product Standard eine umfassende Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ermögliche. Dies könne insbesondere durch EU-Vorschriften wie die Green Claims Directive und die Corporate Sustainability Due Diligence Directive weiter vorangetrieben werden.

Ken Webster, Fellow am Cambridge Institute for Sustainability Leadership, hob hervor, dass Kreislaufwirtschaft gemeinschaftsorientiert sei und besonders kleinere Unternehmen stärke. Er verwies auf das Preston-Modell, das durch gezielte öffentliche Beschaffung lokale Wirtschaftskreisläufe fördert. „Es geht nicht nur um große Unternehmen, sondern darum, wie wir Transformation auf lokaler Ebene erfolgreich gestalten können.“

Fazit: C2C für eine nachhaltige Wirtschaft

Der Cradle to Cradle Congress 2025 machte deutlich: Die Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaft ist bereits in vollem Gange. Ob im Bauwesen, in der Kunststoffindustrie, der Tech-Branche, der Modeindustrie oder in kommunalen Strukturen – C2C bietet vielfältige Lösungen für eine nachhaltige Zukunft. Entscheidend wird sein, dass Politik und Wirtschaft die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um diese Entwicklung weiter voranzutreiben. 

Für uns als Unternehmen, das Cradle to Cradle insbesondere im Bereich Wasserkreisläufe bereits seit über 15 Jahren umsetzt, war das Thema „Kommunen als Reallabore“ besonders interessant. Auch wir würden in unserer Region gern beweisen, dass es nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist, Wasser in sinnvollen Kreisläufen zu führen – auch und besonders im öffentlichen Sektor. 

Dafür sind wir weiter auf dem Weg – dank dieses bereichernden Kongresses jetzt mit neuem Input und neuer Motivation!